27 September 2010

Dr. Anton Negele über Xanto KS vom Moosbach

Gerne erzähle ich etwas über Xantos Werdegang.

2005 habe ich mich zusammen mit meiner Frau entschlossen einen weiteren DK-Rüden anzuschaffen. Mein damaliger DK-Rüde (Sam vom Kreuzberg) war damals 6 Jahre alt und hatte D1, S1 und VGP II.Pr.. Eigentlich hätte ich keinen Hund gebraucht. Da ich aber damals in meiner Richteranwartschaft war, wollte ich einfach einen weiteren Rüden ausbilden. Bei meinem „ersten“ Züchter, Herr Herbert Seemann aus Dolgesheim, mit dem mich ein freundschaftliches Verhältnis verband und der mich auch in die Ausbildung von Hunden und die DK-Welt eingeführt hatte, war zu der Zeit kein passender Wurf gefallen. Leider ist Herbert Seemann im März 2010 verstorben. In den Kurzhaar-Blättern 2/2010 ist ein Nachruf abgedruckt.

So durchstöberte ich das Internet und fand beim Zwinger „vom Moosbach“ eine Paarung, die mir zugesagt hatte. Die Entfernung von Deidesheim nach Mehlmeisel ist zwar beinahe einmal quer durch Deutschland, aber da mich meine Studentenzeit an die fränkische Gegend gewöhnt hatte war mir das egal. So bin ich nach einigen Telefonaten mit Richard Matt und seiner Frau nach Mehlmeisel gefahren, als die Welpen 4 Wochen alt waren. Der Sinn dabei war nicht einen Welpen zu „kaufen“, sondern den Zwinger in Augenschein zu nehmen.


Was ich dabei vorgefunden habe entsprach genau meinen Vorstellungen von einem guten Züchter. Saubere Haltung der Hunde, zutrauliche, aufgeweckte Welpen und ebensolche Hündin und Althunde. Keinerlei Gekläffe oder Gejaule und ein Züchter dem man die Liebe und Begeisterung für seine Leidenschaft anmerkt. Ich habe mir soeben alte Videos angeschaut, die ich bei diesem Besuch gemacht habe und habe diese Erinnerung mir gerade frisch ins Gedächtnis gerufen. Zu Xanto hatte ich sofort einen Draht und wusste, dass das mein Hund ist. Vorwitzig aber irgendwie souverän, ruhig und überlegt. Total offen und aufgeschlossen.

So konnte ich nicht anders und habe Xanto für mich „reserviert“.

Anfang Dezember 2006 bin ich dann mit meiner Frau nach Mehlmeisel gefahren um Xanto abzuholen. Um die Umgewöhnung nicht zu stressig werden zu lassen sind wir in einer Pension über Nacht geblieben, die uns Richard Matt vermittelt hatte. Ein gemeinsames Abendessen mit Richard Matt und seiner Frau in der Nähe eines Skilifts war sehr angenehm und wir haben uns sehr wohl gefühlt. Es hat meine Entscheidung nur verstärkt hier in den richtigen Händen zu sein. Am nächsten Morgen haben wir dann mit Xanto die Heimreise angetreten und er hat uns dabei schon gezeigt was uns die nächsten Jahre erwartet. Ein Hund der voller Energie und Neugierde steckt und ständig Herausforderungen braucht um ausgelastet zu sein. Aber alles andere wäre auch krank und nicht erwünscht.

Zuhause hat er sich sofort, wie es seine Art ist, ohne Zurückhaltung mit allen angefreundet.

Ich hatte die ersten drei Wochen Urlaub genommen und hatte in dieser Zeit auch einige Ruhepausen nötig.

Natürlich lernte er schnell sein späteres Einsatzgebiet (Wald, Feld, Wasser) kennen und durch die Anwesenheit eines erfahrenen Rüden ging auch vieles einfacher. Zum Glück ist an der deutschen Weinstrasse das Wetter wesentlich milder als in Mehlmeisel, so dass wir trotz der Jahreszeit (Dezember) ohne Schnee und Eis die Umgebung entdecken konnten. Auch Futterschleppen wurden von ihm mit großer Passion gearbeitet. Ein geschossener Rabe, den der Althund freudig apportiert, ist natürlich für einen 10 Wochen alten Hund ein einprägsames Erlebnis und lässt Probleme beim Schuss später kaum noch aufkommen.

Von Anfang an fiel mir die ausgeprägte Vorstehneigung von Xanto auf, gepaart mit einem enormen Finderwillen. Natürlich muss man dann die Nerven bewahren wenn der Welpe auf einer Hasenspur verschwindet. Beim Zurückkommen ist die gemeinsame Freude aber immer enorm. Schon zum Derby und zur VJP hatte ich das Vorstehen zu einem Durchstehen gefördert und keine Sorgen, dass er mir Wild rausschmeißen könnte. Zumal seine Nasenleistung immer beeindruckend war. Beim Kreuzen von Fährten riss es ihn herum wo mein alter Rüde gar nicht reagierte.

Ich habe auch VJP geführt, da ich die Hasenspur für eine sinnvolle Aufgabe halte, bei der man sehr viel über den Charakter des Hundes lernen kann. Xanto war immer bemüht die Fährte voranzubringen und hat nie aufgegeben. Eine Eigenschaft die auch im Wasser vorherrscht. Bei der VJP war ich dann mit 73 Pkt. beinahe Suchensieger, aber leider hatte Uwe Tabel einen Punkt mehr ergattert. Nachteilig ist natürlich dabei, dass dem Hund das Hasenhetzen anerzogen wird. Ich habe das aber bis nach der Solms geduldet, damit die Suche und Weite des Hundes nicht leidet. Beim Derby hat mir das dann bei Führigkeit und Gehorsam nur ein „gut“ eingebracht, aber das sah ich nicht so kritisch an. Bei Anlageprüfungen will ich nach meinem Verständnis Finderwille und eine weite Suche sehen. Beim Solms waren wir bereits ein so gut eingespieltes Team, dass wir zweimal S1 mit voller Punktzahl erreicht haben.

Anschließend folgte die Vorbereitung auf die VGP. Viel Zeit und viel Arbeit die man investiert. Aber ein Hund, der einem den Aufwand dankt und durch Leistung belohnt.

So konnten wir mit 318 Pkt. mit Übernachtfährte ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Da wir zu diesem Zeitpunkt auf Schweiß gut eingearbeitet waren versuchte ich noch vor der VGP die Verbandsschweißprüfung abzulegen. Dabei hatte ich aber vor allem meine Fähigkeiten überschätzt und wir kamen nicht ans Stück. Nach der VGP haben wir dann ein halbes Jahr intensiv Schweiß gearbeitet. Doppelte Übernachtfährten, frische Verleitungen etc.

Bei der nächsten VSwP konnten wir dann trotz sichtigem Damwild ein sicheres Sw1 erreichen.

Die BTR schafften wir dann beim dritten Anlauf. Zweimal vorher kam er beim Stöbern an Rehwild und war länger als 20 Min verschwunden.

Im Februar 2009 hätte ich ihn beinahe verloren. Beim Stöbern in einer Jungfichtendickung hat er sich mit einem Ast selbst von vorne gepfählt. Wenn dieser nicht am Brustbein abgeprallt wäre, hätte sich dieser in die Lunge gebohrt. So ging es gerade noch einmal gut. Bei der Operation musste die Tierärztin permanent Narkosemittel nachdosieren, da er eine unbändige Energie besitzt.

Nach Zuchtschau mit einem „V“, welches bei der Kleemann bestätigt wurde, dem HN und HD-B1 habe ich ihn dann als Zuchtrüden ins Internet gestellt.

Der Höhepunkt war natürlich die 39. Kleemann-Zuchtausleseprüfung in Zistersdorf, die wir bestanden haben. An seinen neuen Namen „KS“ muss ich mich erst noch gewöhnen.

Ein weiter Weg, der viel Spaß und viel Freude gemacht hat, aber ebensoviel Schweiß gekostet hat. Wir sind eben ein Gespann.

Vielen Dank an Richard Matt, der durch seine konsequente, vertrauenswürdige und erfolgreiche Zucht solch ruhige, hoch passionierte und umgängliche Hunde hervorbringt.

Deidesheim, den 27.09.2010
Dr. Anton Negele